Nun erklärt sich, was die Blinden suchen: sie suchen das Göttliche, welches sich aus der modernen Großstadtwelt zurückgezogen hat, in ihr nicht mehr erkennbar ist. Es konnte ein Bedeutungszusammenhang zwischen dem Akt der Betrachtung und der Fähigkeit, das Göttliche zu erkennen, aufgezeigt werden. ): Pre-Text, Text, Context. Der leere Blick der Blinden spiegelt also die Leere des Himmels[50] und „[i]ndem der Sprecher die blicklosen Augen der Blinden betrachtet, schaut er in den Abgrund einer Welt, aus der sich das Göttliche zurückgezogen hat. Vielmehr gewinnt man den Eindruck, es handle sich um eine Instanz, die sich verselbständigt hat, außer Kontrolle geraten ist. Aus diesem Unvermögen Einsamkeit und Stille zu ertragen, erwachsen die zahlreichen Verdrängungsmechanismen, die Pascal schildert. Dès. Elles rappellent à bien des égards « les petites vieilles ». In den folgenden Terzetten wird die Beziehung der Blinden zur Großstadt geschildert. Ces femmes réconfortent les écrivains torturés comme le montre le GN du vers 12 : « sanglantes sueurs ». Doch ebenso wenig wie sie Anteil an der Gesellschaft nehmen, werden sie der Wahrheit teilhaftig. Eine ganz grundlegende Unterscheidung liegt bereits in der Tatsache, dass der Blinde, der zuvor gewissermaßen als Archetyp funktionierte, nun in einer namenlosen Masse erscheint. Für Kant ist das fehlende Augenlicht zwangsläufig mit einem Defizit verbunden, Erkenntnisse über die Welt zu erlangen, wie sie sich den (sehenden) Menschen darstellt. Die Beispiele von Diderot und Kant haben gezeigt, dass die Ansichten über visionäres Vermögen oder privilegierte Erkenntnisfähigkeit in Verbindung mit Blindheit wie in der Antike auch im Jahrhundert der Aufklärung stark voneinander abwichen. Und dennoch bleibt ihnen, ebenso wie dem modernen Großstadtmenschen und dem Sprecher des Gedichts, die Erkenntnis verwehrt. 6) Pascal, Blaise: Pensées, Paris: Garmier 1960
PBQ : En quoi la dualité des vieilles courtisanes éveille-t-elle l’admiration du poète ? Das traditionelle Bild des blinden Sehers wird ersetzt durch ein neues Bild, in dem weder der Blinde noch der Sehende erkenntnisfähig ist. So wird Teiresias etwa bei Horaz „zum gerissenen Weltklugen und vom Sockel hehrer Zukunftsschau heruntergeholt“[27], indem er Odysseus zu Erbschleicherei und Falschheit anstachelt. Denn, so Sartre, „die zu große reflexive Klarheit kommt der Blindheit gleich“[44]. Diese Schilderung der modernen Großstadt zeugt von Baudelaires Stellung innerhalb der Epochenwende. Die Ratlosigkeit des lyrischen Ichs angesichts der Blinden wird auch in Vers 4 deutlich: „Dardant on ne sait où leurs globes ténébreux“. Baudelaire gilt als Begründer einer „Ästhetik der Moderne“. Zeichen und Bewusstsein der Stadt, München/Wien: Hanser 1993
I LE BEAU, LA MODE ET LE BONHEUR. Elles symbolisent, en effet, l’antithèse du spleen et de l’idéal. Nicht zuletzt bleibt fraglich, an wen sich diese Frage richtet. Prostituée portant les traces du temps, elle suscite l’intérêt du poète qui l’observe attentivement. Zum anderen betrifft die neuartige Ästhetik auch das hier entworfene Konzept der Blindheit sowie die Behandlung der Erkennbarkeit des Göttlichen. Im Jahre 1857 erschien sein umfangreichstes lyrisches Werk Les Fleurs du Mal, in dem der Dichter die Abgründe der menschlichen Seele darlegt. Œuvre phare de la poésie française, Les Fleurs du mal incarnent l’essence même de Baudelaire, ce poète dandy et torturé, et de son style au confluent de plusieurs genres. Bisher war die „Blindheit des Dichters [...] den Romantikern sowohl Zeichen der Erwählung als auch Fluch. Le lieu est comparé à un « antre taciturne » (=silencieux) ce qui ajoute une dimension effrayante. Zwar steht er noch im Einflussbereich der Romantik, doch kündigt sich bei ihm die Abkehr von traditionellen romantischen Topoi, wie etwa die Schönheit der Natur, an. ( Déconnexion / Par concentration: les figures ne sont jamais manichéennes: en chaque personnages évoqués cohabite le beau et le laid, le bien et le mal. 3. Wie in der Analyse erläutert, trägt Baudelaires Beschreibung der Blinden Züge einer sprachlichen Karikatur, indem sie hauptsächlich auf dem Grotesken ihrer Erscheinung besteht. Das Nebeneinander von „lächerlich“ und „schrecklich“ zeugt von der Widersprüchlichkeit der Eindrücke und zugleich von der emotionalen Betroffenheit des Sprechers, welche sich auch im weiteren Verlauf des Gedichts mehrmals bemerkbar machen wird. „Les Aveugles“ setzt nun mit jener feierlichen Aufforderung zur Betrachtung ein und weckt somit die Erwartung, man habe es nun mit einer ruhigen Schausituation zu tun. Son œuvre maîtresse, Les Fleurs du Mal, recueil de poèmes en vers, est un ouvrage majeur de la poésie française du XIXe siècle. Die lärmende Großstadt um ihn herum wird ihn kaum wahrnehmen, und so bleibt nur das hypothetische Konstrukt des implizierten Lesers, der diese Frage vernimmt[15]. Ebenso signalisiert das „nous“ in V. 11 eine Solidarisierung, beziehungsweise Identifikation mit einer Gruppe. Aus diesem Gedanken heraus stellt Baudelaire immer wieder das – oberflächlich betrachtet – Hässliche und Lächerliche dar. (Romanisches Seminar). 3. Der dem Flaneur so innerliche Tagtraum ist den Blinden vorenthalten, ihnen fehlt also nicht nur die Fähigkeit zu betrachten, ihnen fehlt auch die Fähigkeit zu träumen. Le Spleen de Paris. Laut Kant gibt es nur einen sicheren Weg zur Erkenntnis – die Vernunft. Il a recourt à l’image de l’œil qui tue, personnification déjà présente … Hierin zeigt sich nun Baudelaires moderne Poetik. Zwar gehen die Blinden nicht den Weg der Verdrängung, sie liefern sich der drängenden Frage nach dem Göttlichen aus. Jeux ( Games) is a ballet written by Claude Debussy. Stattdessen schildert er eine hoffnungslose Vision, er schildert die Welt in ihrer Unbarmherzigkeit, wie sie sich ihm darstellt. Ces femmes semblent disparaître sous leurs apparats comme le met en exergue le rythme binaire du vers 2 : « cliquetis de pierre et de métal » qui s’oppose au GN « leurs maigres oreilles ». „[D]iese heroische Einübung, dem Entsetzlichen [...] standzuhalten, [ist] [...] eine Kontemplation in dem Sinne von Baudelaires Poetik der Moderne, die dem Erhabenen einen neuen Ort jenseits des rire absolu erschließt [...] Dem Entsetzlichen in der Distanz der Betrachtung standzuhalten ist nicht zuletzt einer der Akte des heroïsme de la vie moderne, dessen Ausdruck das Baudelairesche Gedicht ebenso ist, wie es ihn zum Gegenstand hat“[21]. Elles viennent donc au secours de Baudelaire et de ses semblables. 3) Jauß, Hans Robert: Kunst als Anti-Natur: Zur ästhetischen Wende nach 1789, in: Jauß, H. R.: Studien zum Epochenwandel der ästhetischen Moderne, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1989
Reed is often far-fetched in 'Baudelaire's La Pipe: "de la vaporisation du Moi"', RR, 72:274-84. Baudelaire - La Géante I'm reading Les Fleurs du Mal by way of a bet with myself. Le décor du poème est à la fois à l’image des prostituées et à la fois à l’image du poète. Im Falle der Stadt ist es das lyrische Ich selbst, welches die Aufmerksamkeit der ihn umgebenden cité auf sich ziehen will und somit zum Sprech- und Betrachtungsobjekt wird. Um zu verdeutlichen, inwiefern sich auch hier eine Poetik der Moderne bemerkbar macht, ist zunächst zu erörtern, wie sich Blindheit bisher in der Literatur darstellte. Der Gedichtzyklus handelt vom modernen Großstadtmenschen und dessen Ennui, einer mit Widerwillen, Unlust und Verdruss verbundenen … Vor diesem Hintergrund werden im Anschluss Aspekte der modernen Poetik Baudelaires´ beleuchtet. ( Déconnexion / b- Le désespoir du poète face à des êtres qui lui ressemblent. Cela est mis en évidence par le chiasme du dernier vers. Les derniers vers inscrivent plus encore le spleen dans le poème puisque Baudelaire s’effraie lui-même quand à son admiration envers les hommes fréquentant ces prostituées puisqu’ils font le choix, selon lui, de préférer la souffrance à la mort. Les Aveugles gehört dem Teilzyklus der Tableaux parisiens an, denen das moderne Paris als Schauplatz gemeinsam ist. Elle rit à la Mort et nargue la Débauche, Ces monstres dont la main, qui toujours gratte et fauche, Dans ses jeux. Ähnlich wie bei Sophokles befähigt der Mangel die Blinden also zu höherer Erkenntnisfähigkeit. Enfin, l’expansion du nom « plafonds » au vers 9 également : « sales » finit de peindre un décor qui paraît être, comme ces prostituées, laissé à l’abandon. 3.3. Das – vermeintliche – Wissen um die andere Welt macht – sicher – blind für die hiesige und erkauft mit dem Verzicht auf irdische Erkenntnis nicht etwa einen Gewinn an transzendentem Wissen, wie es im >Schema< des Teiresias bislang der Fall gewesen war: Das Erlöschen des irdischen Lichtes ließ ihm das Auge der Vision aufgehen. Der Mensch sucht permanent die Zerstreuung („les diverses agitations“, „les conversations et les divertissements des jeux“[47] etc.) 277 commentaires composés, analyses et lectures linéaires pour le bac de français - 100% gratuit - Kennzeichnend für erstere ist deren Seelenlosigkeit, für letztere, dass sie nicht über Bewusstsein verfügen. Des milliers de livres avec la livraison chez vous en 1 jour ou en magasin avec -5% de réduction . Wie Sartre anmerkt, ist das Sehen im Werk Baudelaires von großer Bedeutung. Changer ). Il y croise des êtres dont les visages ont perdu leur éclat comme le souligne l’adjectif : « pâles » au vers 2. 1 – Famous French Poem “À Une Passante” by Charles Baudelaire – Audio Recording Die Identifikation des Sprechers mit den Blinden und deren Gegenwelt bedeutet auch seine Distanzierung von der lärmenden, vergnügungssüchtigen Stadt. - Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN Avertissez-moi par e-mail des nouveaux commentaires. Baudelaires Ästhetik der Moderne
Diesen begegnet Baudelaire aber nicht mit „Vergöttlichung der Natur“ oder indem er versucht, der „Faktenaußenwelt“[53] eine verklärte Naturerfahrung entgegenzusetzen. Doch da die Blinden nicht sehen können, erscheint ihr beharrliches Starren in einen Himmel, dessen Licht sie nicht erreicht, umso rätselhafter. Le Jeu. Analyse: 1.La femme aimée et la passion amoureuse -dans le premier…. Bei Hugos Danksagung an einen blinden Dichter finden wir zudem einen ähnlichen „Kompensations“-Gedanken wie bereits bei Diderot: „L´aveugle voit dans l´ombre un monde de clarté. M. - Fleurs du mal : poèmes 109 à 117. Im 19. Die Blindheit des Sprechers erwächst im Übrigen nicht zuletzt aus der Tatsache, dass ihn die Kontemplation in die Selbstreflexion führt[42] und er mit dem Nicht-Erkennen seiner selbst konfrontiert wird. Essays on Nineteenth-Century French Literature, Ohio State University Press 1980
In diesen Worten klingen Unverständnis und Ratlosigkeit, aber auch Verachtung an. Der Plural Les Aveugles lässt sich womöglich dahingehend deuten, dass Baudelaire auf die generelle Unmöglichkeit, das Göttliche zu erschauen, hinweist. Notre extrait vient du Spleen de Paris. Beispiele hierfür bieten etwa André Chéniers Gedicht L´Aveugle oder Victor Hugos À un poëte aveugle. / Quand l´œil du corps s´éteint, l´œil de l´esprit s´allume“[38]. Baudelaire beraubt diese ihrer Individualität und somit auch ihrer – durch die besondere Fähigkeit bedingten – Autorität. Doch Baudelaire geht mit dem vorgeprägten Mythos des blinden Sehers völlig anders um als seine Zeitgenossen. 3.2. Das heißt, es geht nicht nur um das Erkennen einer göttlichen Instanz, sondern ebenso sehr um Selbsterkenntnis. Das erste Quartett richtet das Augenmerk vor allem auf das äußere Erscheinungsbild der Blinden und die Reaktion des lyrischen Ichs darauf, ruft der Anblick der Blinden bei ihm doch heftige Reaktionen hervor. Die Analyse hat die zentralen Themen des Textes herausgestellt, etwa wie sich das lyrische Ich, die Blinden und die Stadt zueinander positionieren und welche Rolle hierbei der Bildbereich des Sehens (und der Blindheit) spielt. In einer solchen modernen Welt wie Baudelaire sie wahrnimmt, in der Vergnügen und Zerstreuung den einzigen Lebensinhalt ausmachen, ist der Mensch nicht mehr fähig, das Göttliche zu erkennen. Zudem erinnert die Schilderung der Stadt Paris an die in den Fragmenten über das divertissement beschriebene Angst des Menschen, allein mit sich selbst zu sein und seine Unfähigkeit ohne ständige Ablenkung zu existieren: „ [T]out le malheur des hommes vient d´une seule chose, qui est de ne savoir pas demeurer en repos, dans une chambre“[46].